Hintergrundmaterial zu Mythos
Tilly, York und d’Albret auf dem Río Nahuati
John Lloyd Stephens, Frederick Catherwood und Edward Herbert Thompson
Der Amerikaner John Lloyd Stephens - ein Anwalt und Amateurarchäologe
- und der Brite Frederick Catherwood - Architekt, Maler und ebenfalls Amateurarchäologe
- erforschten im 19. Jahrhundert die Gebiete der Maya in Zentralamerika
und Yukatan. Catherwood illustrierte die Bücher der beiden mit wunderbar
detaillierten Zeichnungen ihrer Funde. Edward Herbert Thompson war ein US-Archäologe,
der durch die Bücher von Stephens und Catherwood animiert wurde, deren
Suche nach Resten der Maya-Kultur fortzusetzen. Die drei erforschten Stätten
wie Palenque, Uxmal und Chichen Itzá.
Vorsicht, Spoiler - Der Matararo
In der Sprache der Shawi bedeutet Matararo tatsächlich Mörder.
Natürlich gibt es so etwas wie den Matararo nicht und es ist höchst
unwahrscheinlich, dass sich ein Reptil dieser Größe noch irgendwo
im Amazonasdschungel oder irgendwo sonst verbirgt.
Würden diese Tiere aber existieren, so würden Paläontologen
sie als Vertreter der Dromaeosaurier, einer Gruppe fleischfressender, auf
zwei Beinen laufender, offenbar gefiederter Dinosaurier, identifizieren.
Bekanntester Vertreter ist der Velociraptor, wenn auch die meisten Menschen
sich aufgrund des Films Jurassic Park von Steven Spielberg nach dem Buch
von Michael Crichton falsche Vorstellungen von den Tieren machen. Im Film
heißen die Tiere zwar Velociraptoren, von der Größe her
waren es eher Vertreter der Art Deinonychus. Velociraptoren waren zwar von
der Schwanzspitze bis zur Schnauze bis zu zwei Meter lang, aber viel davon
war eben der Schwanz. Ein Velociraptor hätte uns vermutlich an einen
Hahn von der Größe eines Hundes, aber mit Schnauze und Zähnen
erinnert.
Ein Reptil mit Bewusstsein, Religion und Kultur?
Dinosaurier existierten über einen Zeitraum von 170 Millionen Jahren.
Sie spalteten sich in eine riesige Vielzahl unterschiedlicher Arten auf,
von den gigantischen Sauropoden wie Brachiosaurus bis zu hühnergroßen
Tieren auf zwei Beinen und einem langen, steifen Schwanz. Auch ihre Gliedmaßen
weisen große Unterschiede auf.
Unterstellt man, dass die Ahnen der Primaten vor höchstens 100 Millionen
Jahren auftauchten - der Vorfahre der Höheren Säugetiere hat sich
vermutlich erst vor 70 Millionen Jahren entwickelt -, dann hatten Menschen
und ihre Vorfahren deutlich weniger Zeit, ein Gehirn mit einem Bewusstsein
und einen opponierbaren Daumen zu entwickeln, als die Dinosaurier. Es gibt
im Prinzip keinen Grund, wieso sich Eigenschaften, die bei einer Art auftraten,
über einen so langen Zeitraum unter ähnlichen Umweltbedingungen
nicht auch bei einer Art aus einer anderen Klasse entwickelt haben sollten.
Hochkomplexe Augen etwa findet man sogar bei unterschiedlichen Stämmen
wie Chordatieren, zu denen die Wirbeltiere gehören, bei Weichtieren
wie Kopffüßern und bei Gliedertieren wie Insekten und Spinnen.
Flügel besitzen Vögel, Fledermäuse und auch Flugsaurier konnten
fliegen. In der Biologie wird so etwas eine Analogie genannt und ist das
Ergebnis einer konvergenten Evolution -also der getrennten, parallelen Entwicklung
ganz ähnlicher Merkmale in unterschiedlichen Gruppen in einer ähnlichen
Umwelt.
Es gibt einen opponierbaren Daumen oder Finger, die sich gegenüberstehen,
nicht nur bei Primaten sondern auch bei Beutelratten, und manche Vögel
wie Papageien können ihre erste, nach hinten gerichtete Zehe wie einen
Daumen einsetzen, Dinge festhalten und zum Schnabel führen. Und Neukaledonische
Krähen bearbeiten mit Fuß und Schnabel sogar Äste, bis sie
als Werkzeug taugen, mit dem sie an sonst unerreichbare Nahrung gelangen.
Besonders interessant ist allerdings der Fund, den ein Vierzehnjährger 1993 im Glacier National Park in Montana, USA gemacht hat. Die 75 Millionen Jahre alten Fossilien eines truthahngroßen Dinosauriers mit vermutlich opponierbaren Fingern: Bambiraptor feinbergi. Ein Wissenschaftlerteam um Phil Senter vom Lamar State College in Orange, Texas, veröffentlichte 2007 im Journal of Vertebrate Paleontology (Vol. 26, S. 897) eine Studie zu den vorderen Gliedmaßen des Bambiraptors. Offenbar war das Tier in der Lage, den ersten und dritten Finger zusammenzuführen, wie wir es mit Daumen und Mittelfinger können. Möglicherweise konnte das Tier damit Nahrung fangen, festhalten und zum Maul führen.
Und wieso sollte sich aus der ursprünglich fünfstrahligen Extremität
solcher Dinosaurier über die lange Zeit schließlich nicht genauso
eine feingliedrige Hand ohne Klauen und mit opponierbarem Daumen entwickeln
wie beim Menschen?
Prinzipiell spricht auch nichts dagegen, dass sich im Gehirn eines Reptils,
das in sozialen Gruppen lebt, komplexe Teile gebildet haben, die zu einer
Art Bewusstsein führen. Wir wissen von einigen Tieren, dass sie es
offenbar wahrnehmen, wenn sie beobachtet werden - und dass ihr Handeln Konsequenzen
haben kann. Manche Vögel verstecken ihre Vorräte. Sie tun das
aber erst, wenn sie sich von Konkurrenten unbeobachtet wähnen. Haben
sie eine Vorstellung davon, dass andere sie sehen? Dann müssten sie
auch eine Vorstellung von dem Objekt haben, dass der andere sieht - also
von sich selbst.
Von hier aus ist alles weitere prinzipiell denkbar: rudimentäre Technologie,
Kultur, Religion, alles auf dem Wege einer zur menschlichen Entwicklung
konvergenten Evolution. Notwendig wären dazu eine Reihe von zufälligen
Veränderungen in den Genen der Tiere, die sich innerhalb einer bestimmten
Umwelt als Vorteil erwiesen. Veränderungen, die mit einer genauso großen
oder kleinen Wahrscheinlichkeit dazu geführt hätten, dass ein
Bewusstsein entsteht wie es beim Menschen der Fall war. Das war extrem unwahrscheinlich
und ist auch nicht passiert. Es hätte aber prinzipiell geschehen können.Und
die Wahrscheinlichkeit wäre noch höher gewesen, wenn vor 66 Millionen
Jahren nicht ein Asteroid auf der Erde eingeschlagen wäre und die Dinosaurier,
die Flug- und Meeressaurier ausgelöscht hätte.
Wäre es anderes gekommen, wären vielleicht noch heute die Reptilien
die vorherrschende Klasse. Und wer weiß - vielleicht gebe es inzwischen
intelligente, bewusste, religiöse Reptilien. Noch einmal: Es war Zufall,
dass der Mensch entstand. Andere Zufälle hätten theoretisch zu
einem Matararo führen können.
Für mich ist der Matararo und seine theoretische Existenzmöglichkeit ein Symbol für die Anmaßung und Ignoranz der Menschen, die sich für ein Ebenbild Gottes halten und Gott nach ihrem Ebenbild erschaffen haben.