Hintergrundmaterial zu Mythos

Tilly, d’Albret, van der Merwe bei York in Moyobamba, Peru

Der Cumpanama bei Balsapuerto
Im August 2002 sind Ölsucher von Burlington Resources (gehört heute zu ConocoPhillips) bei seismischen Untersuchungen in der Provinz Alto Amazonas an zwei abgelegenen Stellen im Südosten des Dorfes Balsapuerto auf historische Artefakte gestoßen: Riesige Steine, in deren Oberfläche Petroglyphen geritzt sind. Fachleute des Instituto Nacional de Cultura de San Martín haben die archäologischen Stätten untersucht, von denen eine aus drei großen Steinen besteht und „Chayahuita“ genannt wurde. Der zweite Fundort, näher an dem Dorf Balsapuerto, erhielt den Namen „Cumpanama“. Die Hieroglyphen stammen vermutlich von den Shawi. Eine ausführliche Beschreibung der Funde hat Gori Tumi Echevarría López von der Universidad Nacional Mayor de San Marcos in Lima veröffentlicht. Sein Text ist zu finden auf der Internetseite Arte rupestre de América Latina (http://rupestreweb2.tripod.com/cachiyacu.html). Wer im Netz unter Piedra Cumpanama Bilder sucht, dürfte etliche Fotos von dem Stein und den Hieroglyphen darauf finden.
Balsapuerto hat tatsächlich eine kleine Piste für Flugzeuge. Ansonsten ist die „Hauptstadt“ des gleichnamigen Distrikts nur über den Fluss Cachiyacu zu erreichen. Inzwischen hat sich das Dorf zu einer kleinen Touristenattraktion entwickelt.

Masato
Das alkoholische Getränkt wird aus Maniok - in Lateinamerika als Yuca bezeichnet - hergestellt. Dazu wird die Pflanzenknolle gekocht, gekaut und in ein Gefäß mit Wasser gespuckt. Nach einigen Tagen Gärung kann das „Dschungelbier“ Masato getrunken werden. Ein anderes, in Peru auf diese Weise hergestelltes „Bier“ aus Mais heißt „Chicha“. Heute wird in den Geschäften des Landes allerdings Chicha verkauft, das ohne Speichel hergestellt wird.

Der Mythos von El Dorado
Nach der Gefangennahme des Inka Atahualpa 1532 durch die Spanier in Cajamarca hatten Indios im ganzen Inka-Reich Gold und Silber gesammelt, um das Lösegeld für ihren Herrscher zu zahlen. Tempel, darunter der goldene Sonnentempel Coricancha in Cuzco, wurden geplündert und alle Wertgegenstände nach Cajamarca transportiert, ebenso die goldenen und silbernen Tier- und Pflanzenfiguren aus den königlichen Gärten. Aber nicht alle Untertanen des Inkas folgten dem Befehl Atahualpas. Als die Spanier in Peru einfielen, herrschte dort ein Bürgerkrieg. Atahualpas älterer Halbbruder Huascar hatte sich dagegen gewehrt, dass sein kürzlich verstorbener Vater Huayna-Capac vor seinem Tod den nördlichen Teil des Inka-Reiches mit der Hauptstadt Quito seinem Lieblingssohn Atahualpa überlassen hatte. Kurz bevor Pizarro Atahualpa gefangen genommen hatte, war es dessen Leuten gelungen, sich des Konkurrenten zu bemächtigen. Doch Huascar hatte viele Anhänger, und deshalb beauftragte Atahualpa seine Leute, den Konkurrenten zu töten, damit die Spanier die zwei nicht gegeneinander ausspielen konnten. Die Spanier, die schon eine riesige Menge an Schätzen erhalten hatten, hörten Berichte über eine Inka-Armee, die auf dem Weg nach Cajamarca sein sollte, um Atahualpa zu befreien. Vielleicht waren es nur Gerüchte. Es ist aber gut möglich, dass tatsächlich einer der wichtigsten Generäle Atahualpas, Rumiñahui, mit seinen Soldaten aus Quito mit diesem Ziel unterwegs war. Denn diese Armee existierte und sollte den Spaniern noch eine Menge Probleme bereiten. Allerdings heißt es bei den Chronisten der Konquista, dass Rumiñahui eigentlich mit den Schätzen aus Quito unterwegs war, die ein Teil des Lösegeldes sein sollten. Jedenfalls beschlossen die Spanier überstürzt, den Inka hinzurichten, um dem Gegner Führung und Motivation zu nehmen. Als die Einheimischen dies erfuhren, wurden alle Gold- und Silbertransporte, die noch unterwegs waren, gestoppt. Der Chronist Garcilaso de la Vega, Sohn eines spanischen Konquistadors und einer Inka-Prinzessin, berichtete in seiner Chronik, der General hätte 2500 Tonnen Gold und Silber transportiert. Ein weiterer Chronist, Gonzalo Fernández de Oviedo, sprach von 2000 Tonnen Edelmetall, begleitet von 15.000 Soldaten. Pedro de Cieza de León, selbst Konquistador, bevor er zum Chronisten wurde, berichtete immerhin von mehr als 20 Tonnen. Das wären immer noch Schätze im Wert von etwa 25 Millionen Dollar gewesen. Angeblich war Rumiñahui bereits wenige Kilometer an Cajamarca herangekommen, als er erfuhr, dass die Spanier seinen Fürsten erdrosselt hatten. Er kehrte um und brachte den Schatz nach Quito.

Davon hörte man schließlich im Basislager der Spanier, in San Miguel an der Küste. Dort war Sebastian de Belalcázar von Pizarro zum Stadtkommandanten gemacht worden. Wie Cieza de León schreibt, waren dort inzwischen viele neue Konquistadoren angekommen, die von den Schätzen in Peru gehört hatten. Belalcázar machte sich mit 150 Männern und etlichen indianischen Hilfstruppen 1533 auf, Quito zu erobern. Dort bereiteten sich die Generäle Atahualpas, Rumiñahui und Zope-Zopahua auf die Konquistadoren vor. Cieza de León hat etwas darüber geschrieben: Die Peruaner „hatten die Erfahrung gemacht, dass die Spanier nur kamen, um ihre grenzenlose Gier nach Gold zu stillen“. Um das zu verhindern, „ist allgemein bekannt, dass Rumiñahui und andere Häuptlinge und Priester mehr als 600 Cargas Gold aus den heiligen Tempeln der Sonne und den Palästen der Inkas holten. Sie brachten es zu einem See, nach dem was einige sagen, und warfen es an der tiefsten Stelle hinein. Und nach dem, was andere sagen, vergruben sie es in großen Felsen unter riesigen Mengen von Schnee, und sie töteten alle, die es auf ihrem Rücken getragen hatten, so dass sie den Ort nicht verraten konnten.“ Garcilaso de la Vega hat geschrieben: „Die meisten Schätze wurden bei der Ankunft der Spanier von den Indios vergraben, und sie wurden so sorgfältig versteckt, dass sie niemals gefunden wurden, noch ist es wahrscheinlich, dass sie je gefunden werden außer durch Zufall, denn es ist klar, dass die heute lebenden Indios die Plätze nicht kennen, wo die Schätze sind.“ Andere allerdings, so schrieb Cieza de León weiter, „nahmen an, dass es keinen Schatz gab, oder nur wenig, da die Hauptstadt des Reiches Cuzco war, wo deshalb die Metalle gelagert worden waren.“ Cieza selbst allerdings war überzeugt, dass es den Schatz von Quito gab, da sich der alte Inka Huayna Capac häufig hier aufgehalten hatte und Atahualpa die Stadt als zweite Hauptstadt nutzen wollte. Jedenfalls mussten Belalcázar und seine Leute, nachdem sie Quito schließlich erobert hatten, frustriert feststellen, dass es keine Häuser voller Gold gab. Alles, so erfuhren sie, sei von Rumiñahui weggeschafft und alle Träger umgebracht worden. Schließlich bekamen sie auch Rumiñahui und seine Hauptleute in die Hände. Doch selbst unter schwerster Folter verrieten die Indios nicht, wo der Schatz von Quito versteckt war. „Obwohl sie unter der Folter starben verrieten sie seltsamerweise nichts von dem, was sie wussten, sie wollten sterben in dem Glauben, dass sie für immer mit den Inkas, ihren wahren Fürsten leben würden“, schrieb Cieza.

Die Spanier erkundeten nach dem Tod von Rumiñahui und seinen Hauptleuten die Region. 1536 stieß ein Konquistador namens Luis Daza in der Stadt Latacunga auf einen Indio, der nicht aus Peru stammte. Laut Pedro de Cieza de León fragten sie ihn über sein Heimatland aus. Er antwortete, dass er aus einer großen Provinz mit Namen Cundinamarca kam, über die ein reicher Fürst herrschte, der in den vergangenen Jahren große Kriege geführt und Schlachten geschlagen hatte gegen eine Nation, die sie Chicas nannten. Das passt wohl auch zu den Hinweisen, die bereits Ambrosius Dalfinger 1531 während seiner Entrada erhalten hatte. Er hatte von einem Volk im Südwesten Venezuelas gehört, das sich Cuyandi oder Cindaguas nannte und in einer Stadt namens Coyandin leben sollten. Das klingt schon ähnlich wie Cundinamarca, wenn man das amarca weglässt. Vermutlich waren es die Chibchas, von denen wir heute wissen, dass die Muisca auf der Hochebene von Bogotá zu dieser Volksgruppe gehörten. Diese Chicas oder Chibchas sollten so mutig sein, dass der Fürst in große Schwierigkeiten geraten war und Hilfe benötigte. Er, der Fremde in Latacunga, war mit anderen zu Atahualpa gesandt worden, um ihn um Hilfe im Kampf gegen die Feinde zu bitten. Aber wegen des Krieges gegen seinen Bruder Huascar konnte er keine Unterstützung schicken. Atahualpa hatte ihnen jedoch versprochen, es zu tun, wenn der Konflikt vorüber wäre. Der Inka befahl ihnen in seinen Lagern zu bleiben bis sie mit dem zurückkehren könnten, was sie wünschten. Sie gingen mit Atahualpa bis nach Cajamarca, wo nur er entkommen konnte und mit Rumiñahui nach Quito gekommen war. Den Spaniern erzählte er, es gäbe in seiner Heimat sehr viel Gold. Es ist nicht ganz klar, wie sich die Legende von El Dorado von hier an entwickelt hat. Der venezulanische Historiker Demetrio Ramos Pérez zitiert ein Dokument aus dem Indienarchiv, dem zufolge Daza selbst erzählt, dass der Indio, den er gefangen genommen hatte, eine vergoldete Ausrüstung, Rüstung und Waffen besaß, weshalb sie ihn Indio Dorado genannt hätten, den goldenen Indio. Ein lebendes Anschauungsobjekt für den Reichtum seines Landes, und es dürfte eine Menge über ihn gesprochen worden sein. Von Häuptlingen in goldenen Rüstungen hatte ja auch Ambrosius Dalfinger während seiner zweiten Entrada schon gehört. Daza jedenfalls, so berichtet Cieza de Léon, gab Sebastian Belalcázar die Informationen über ein reiches Land im Norden von Quito weiter und Belalcázar beschloss, danach zu suchen.

Der Chronist Juan de Castellanos erhielt etwas später Informationen über diesen Indio von Florencio Serrano, einem Hauptmann unter Belalcázar. Castellanos berichtete 1589, also lange nach Luis Daza, der Fremde habe sich als Bürger Bogotás identifiziert, einem reiches Land mit Gold und Smaragden - was beides stimmte. Und er habe von einem König erzählt, dessen ganzer Körper mit Öl gesalbt und dann von der Stirn bis zu den Fußsohlen mit Gold bestäubt wurde, bevor er mit einem Floß auf einem Wasserbecken hinausfuhr, um dort das Gold als Opfer wieder abzuwaschen. Aus diesem König wurde dann El Dorado. Schriftlich erwähnt wird der Ritus wohl zum ersten Mal Anfang der 1540er Jahre in einem Brief von dem Chronisten Gonzalo Fernández de Oviedo y Valdés, in dem er sich allerdings auf Gonzalo Pizarros Suche nach dem Land von Canela bezieht, dem Zimtland, das in der Nähe von Quito liegen sollte. Das eigentliche Ziel Pizarros und seines Gefährten Francisco de Orellana war das Reich des El Dorado, eines Fürsten, der „fast immer mit Gold bedeckt geht, das wie feines Salz pulverisiert ist“. Dass an der Geschichte etwas dran war, darauf deutet ein Bericht des Chronisten Fray Pedro Simón aus dem 17. Jahrhundert hin. Der Pater, selbst Sohn eines der Konquistadoren von Neu-Granada, bekam angeblich vom Kaziken des Dorfes Guatavitá, einem Neffen des früheren Zipe von Bogotá, einen ausführlichen Bericht darüber, wie der Herrscher des Landes beim Amtsantritt gefeiert wurde. Er entkleidete sich, wurde mit harzigem Öl gesalbt und mit Goldstaub bestreut und fuhr mit einem Bambusfloß auf den See von Guatavitá hinaus. Dort opferten der Fürst und weitere Kaziken Gold und andere Schätze ihrem Gott, indem sie alles in den See warfen. 1856 wurde in einem See in der Nähe des Guatavitá tatsächlich eine kleine Goldfigur entdeckt, ein 260 Gramm schweres Goldfloß mit einem Häuptling und einigen Ruderern darauf.

Aber dieser Ursprung des El-Dorado-Mythos war den Konquistadoren um 1540 herum natürlich noch nicht bekannt. Als die Spanier und Federmann im Nuevo Reino de Granada keinen El Dorado finden konnten, begann die Suche nach diesem Fürsten in der Nachbarschaft. Und der Name El Dorado wurde schließlich auf die ganze Provinz übertragen, wo der Goldene herrschen sollte.

El Raptor
Im Spanischen bedeutet Raptor vor allem Entführer, aber auch Schänder und Vergewaltiger. Als lateinisches Wort heißt es Räuber, Dieb, jemand, der sich etwas mit Gewalt nimmt. Außerdem bedeutet es auch Frauen- oder Mädchenräuber.
Als wissenschaftlicher Fachbegriff ist Raptor der „Räuber“, wie etwa in dem Dinosauriernamen Velociraptor - der schnelle (velox) Räuber.
Im Englischen ist der Raptor ein Raub- oder Greifvogel. Das zugehöre lateinische Verb ist rapere und bedeutet rauben, entführen. Im Englischen ist daraus das Wort rape für Vergewaltigung geworden.

 

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